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30.10.2019

Über 100 Jahre alte Relikte des einstigen Trams entdeckt

Die alten Tramschienen stammen aus dem Jahr 1913.

Die alten Tramschienen werden zurzeit ausgegraben. Foto: Erich Gmünder

Beim Ausbruch des alten Strassenbelages der Teufener Strasse sind alte Tramschienen zum Vorschein gekommen. Laut der Chronik unseres Quartierhistorikers Fredi Hächler stammen sie aus dem Jahre 1913, als das Tram von der Hochwacht bis zur Demutstrasse verlängert wurde. Dies nachdem der Flaschenhals an dieser Stelle zwischen Hochwachtstrasse und Nestweiher aufwendig ausgeweitet worden war. Das Tram wurde 1950 durch die Buslinie 5 ersetzt.

Initianten forderten bereits 1896 ein Tram

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstand entlang der Teufener Strasse bis zum Nestweiher ein neues städtisches Wohnquartier. Schon am 31. August 1896(!) traten Leute aus dem WQV mit einer ersten Initiative für eine Tramlinie an den städt-ischen Gemeinderat (StadtASG 1/2/265). Immer wieder gab es Eingaben/Vorstösse zu einer Tramlinie von der Union ins Nest mit Abzweiger auch nach der Oberstrasse. Die Argumentation der Initianten stützte sich auf die grosse Zahl der Werktätigen, die in den neuen Quartieren bis zum Nestweiher wohnten. So mussten sich gegen 3000 Leute zu Fuss aus diesem Gebiet täglich in die Stadt, nach Bruggen oder nach St.Fiden zu ihren Arbeitsplätzen begeben, meist in die Fabriken der Stickereiindustrie. (Eröffnung der Tram-Linie 1 im Jahre 1897)

Der Flaschenhals an der Teufener Strasse auf der Höhe Nr. 125/129 musste zwischen 1911-1913 aufwendig mit der Verlegung der Bahnschienen und Stützmauern links und rechts beseitigt werden. Vorne links auf dem untenstehenden Foto wird auch die Zufahrt zur Solitüdenstrasse neu erstellt, links und rechts die Stützmauern. Auch wird die alte Lokomotive von Adolf Klose als Bauzug eingesetzt. Die hier abgebildeten Häuser stehen heute noch.
DIe legendäre Dampflokomotive aus dem Jahr 1889 wird für den Bauzug eingesetzt.
Endstation in den Dreissiger Jahren. Man beachte das Restaurant Talhof mit Benzinzapfsäule, hinten die ehemalige Post, vis-à-vis der Kiosk am späteren Standort der neuen Post. Die Teufener Strasse noch ohne Verkehr und Trottoir.
Um 1940. Das Tramhäuschen wurde um 1930 errichtet und um 1970 abgebrochen. Hinten das Stammhaus der Gärtnerein Buchmüller-Wartmann, heute Elekro Kundert.
Das Tram der Linie 5 in den Dreissiger Jahren, an der gleichen Stelle, wo 2019 die alten Schienen zum Vorschein kamen.

   

Mit em Tram is Nescht

1911 wurde die Tramlinie 5, zuerst Westquartierlinie genannt, vom 21. Juni bis 30. Oktober von der Union her bis zur Hochwacht gebaut. Wegen der Steigung bis zu 70 Promillen musste der Motor auf 90 PS verstärkt werden. Sie konnte wegen der fehlenden Strassenerweiterung, siehe oben, erst 1913 bis zur heutigen Endstation verlängert werden, man fuhr nun bis ins Nest (Z’Sangalle chasch mit äm Tram bis is Näscht fare).

Allerdings wehrte sich der QVR schon 1932 laut dem JB bei der Stadt gegen den in seinen Augen despektierlichen Ausdruck Nest und wollte die Tramlinie in Bahnhof–Riethüsli umbenennen. Zudem wünschte sich der QVR ebenfalls eine grosse Uhr an der Endhaltestelle wie bei den übrigen Endstationen. Beides wurde später erfüllt, es gab sogar zwei Uhren, die aber im Jahre 2013 von den Stadtwerken aus Spargründen und trotz Protest des QVR demontiert wurden.

Das Ende des Trambetriebs

Als am 18. Juli 1950 das Tram als erste Linie der Stadt durch den Busbetrieb ersetzt wurde, musste auch ein Wendeplatz erstellt werden. Bis anhin war es eine Spitzkehre mit Wechsel im Führerstand.

Fredi Hächler „Riethüsli – Geschichte und Geschichten“

So berichtet das Tagblatt über den Fund: 31.10.2019

1 Kommentar

  1. Wolfgang Binzegger

    27.07.2021 / 20:21 Uhr

    Ich habe mein erstes Pfiffner-Velo zu Schrott gefahren, weil ich 1954 auf der Höhe Oberstrasse in den Tramschienen steckenblieb. Sie wurden zwar zugeteert, sind aber immer wieder "aufgetaucht" und waren bei rasanten Talfahrten der Schrecken aller Velöler!

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