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17.11.2021

Über drei Viertel der Anregungen werden realisiert

Was von der Partizipation beim Schulhausneubau herausschaut, kann sich sehen lassen.

Projektleiterin Susanne Lüthi (mit Becher) diskutiert mit Eltern anhand des erstmals ausgestellten Modells über die neue Schulanlage.

Erich Gmünder, Text und Fotos

Über 100 Anregungen gingen an den diversen Veranstaltungen im Rahmen des Partizipationsprozesses für den Schulhausneubau ein. Die Vertreterin der Projektleitung und der Vertreter der zuständigen Dienststelle in der Direktion Bildung und Freizeit zogen am Dienstagabend eine positive Bilanz.

Rund drei Viertel, nämlich genau 78 der insgesamt 102 Eingaben wurden als realisierbar eingestuft und fliessen in das Bauprojekt ein. 4 Eingaben wurden als teilweise realisierbar eingestuft, 6 weitere sind noch offen. Nur 14 wurden als nicht realisierbar bezeichnet und können nicht umgesetzt werden.

Offenbar herrscht bei den Angehörigen der Schule, der Elternschaft und den Quartieranwohner:innen mehrheitlich Zufriedenheit – nur so lässt sich wohl die Tatsache erklären, dass nur zwei Dutzend Personen der Einladung an die sogenannte  Ergebnispräsentation folgten, darunter rund ein Viertel Lehrpersonen. Sie erhielten einen breiten Einblick in den nun abgeschlossenen Partizipationsprozess, die Vorgeschichte sowie die im Sommer 2022 folgende Bauphase, die 2025 mit dem Bezug der neuen Schul- und Sportanlagen und im darauf folgenden Jahr mit dem definitiven Rückbau der alten Schulgebäude abgeschlossen sein soll.

Dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass beim Baubewilligungsverfahren oder bei den Ausschreibungen keine Einsprachen eingehen, beim Aushub keine Überraschungen eintreten, die Witterung mitspielt und der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden kann, wie Susanne Lüthi präzisierte.

Das Baugesuch mit sämtlichen Unterlagen liegt zurzeit auf. Die Bauvisiere auf dem Schulhausplatz markieren die Lage eines der drei Nebengebäude, welche künftig die Gerhardtstrasse säumen.

Es geht bald los

Bereits im Februar werden erste Vorarbeiten sichtbar: Bäume und Sträucher, welche der Baustelle weichen müssen, müssen gefällt werden, dies mit Rücksicht auf die Brutsaison der Vögel. Die Bepflanzungen sollen jedoch ersetzt werden. Viele der markanten Bäume können erhalten werden. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Stieleiche, sie muss vor dem Baubeginn rückgeschnitten werden. Damit ihr Wurzelwerk nicht angetastet wird und sie lebensfähig bleibt, soll sogar ein Teil der unterirdischen Zivilschutzanlage stehen bleiben. Überhaupt wird der Natur viel Platz eingeräumt: Nach dem Wegfall der alten Anlagen entsteht – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Klimaerwärmung – viel Grünfläche mit Beschattungen.

Auch der grosse Pausenplatz über der Turnhalle soll durch verschiedene Flächen mit Materialien wie Kies, Sand und Bepflanzungen aufgelockert werden, damit er nicht zur Erhitzung beiträgt.

Vieles ist vorgegeben

Florian Sauer, Abteilungsleiter Schulen der Stadt St. Gallen, relativierte die Möglichkeiten zur Partizipation. Als vor rund 10 Jahren die Planungsgrundlagen erstellt worden waren – das in der Zwischenzeit angepasste Siegerprojekt datiert aus dem Jahr 2012 – war Partizipation im heutigen Sinne noch weitgehend ein Fremdwort. Einzig die Lehrpersonen wurden einbezogen, sie regten damals eine flexible Raumeinteilung an, was mit dem Projekt eingelöst wurde.

Die Mitsprache zehn Jahre später beschränkt sich vor allem auf den Aussenraum und die Nutzung jener Schulanlagen, die auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, wie Bibliothek, Aula, Sportanlagen und die Spiel- und Grünanlagen. Florian Sauer zupfte einige Massnahmen heraus, die im Partizipationsprozess Eingang in das Projekt fanden. So stehe fest, dass der bisherige Kindergarten Guggerstrasse weiterhin zur Schulanlage gehört. Sollte er von der Schule mal nicht genutzt werden, könnte er einer anderen sinnvollen Zwischennutzung zugeführt werden, präzisierte Florian Sauer auf Anfrage. Mehrere Eingaben gab es zu den Themen  Schattenplätze und Witterungsschutz. Diesen wird wie bereits erwähnt grosse Bedeutung beigemessen, ebenso wie der Sicherheit in der Dunkelheit, welche mit einer Beleuchtung entlang der Wege gewährleistet sein soll. 

Nicht alle Wünsche konnten erfüllt werden

Von den 102 Eingaben wurden 14 Anregungen als nicht realisierbar eingestuft. So der Wunsch der Kinder nach farbigen Röhren in Erdhügeln (Sicherheitsproblem) oder den Eingaben, welche der Quartierverein eingebracht hatte: kostenlose Nutzung der Räume wie Bibliothek oder Aula für eigene Anlässe (reglementskonforme Gleichbehandlung mit anderen Schulhäusern) oder der Züglete des Quartiertreffs NestPunkt in das Bibliotheksgebäude (mit derselben Begründung abgelehnt).

Auch die Forderung, dass die Haupttreppe vom Schulhaus zur Teufener Strasse nach unten verbreitert statt verengt  werden sollte, wurde aus Sicherheitsgründen als „nicht realisierbar“ abgehakt. Im Projekt verengt sich die Treppe Richtung Teufener Strasse. Damit soll verhindert werden, dass Kinder mit viel Tempo nach unten rennen. Zusätzlich sorgt eine Abschrankung entlang der Teufener Strasse für Sicherheit. Entlang der Abschrankung sollen die Kinder zu den ampelgesicherten Fussgängerübergängen geführt werden.

Er habe das Gefühl, dass man mit diesen Massnahmen leben könnte, sagte Florian Sauer in seinem Fazit.

Grosszügige Anlage

Projektleiterin Susanne Lüthi führte die Anwesenden mit einer Präsentation der Pläne durch das neue Schulhaus mit seinen 12 Schulzimmern – je acht pro Stockwerk –  inklusive zwei Kindergärten, der Tagesstruktur, der Doppelturnhalle auf Niveau Teufener Strasse sowie den Kopfbau mit Galerie, Office, Lift, Aula und Bibliothek. Das alte Postgebäude soll nicht angetastet werden; seine spätere Verwendung ist zurzeit offen.

Zentral ist das durch ein grosszügigen Oblicht erhellte Treppenhaus. Der Stufenraum zwischen den beidseitig angeordneten Klassenzimmern soll flexibel genutzt werden. Möglich ist das, weil der umlaufende Balkon als Fluchtweg dient. Die beiden Kindergartenräume im Erdgeschoss sollen einen direkten Zugang ins Grüne erhalten, ebenfalls die Tagesstruktur im ersten Stock. Die Tragkonstruktion des Baus mit einem beachtlichen Grundriss von 40 x 30 Metern besteht aus Beton; im Innenausbau soll aber möglichst viel Holz verwendet werden. Auf dem begrünten Flachdach entsteht auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage; ein Teil wird für den Eigenbrauch genutzt, der grösste Teil soll ins städtische Netz eingespeist werden.

Knacknuss Bauphase

Baustart ist nach den Sommerferien 2022. Auf diesen Zeitpunkt zügeln alle Klassen in die Schulanlagen Nest 2. Zwar stehen hier für die neun Klassen elf Schulzimmer zur Verfügung, so dass keine Provisorien nötig sind, doch müsse die Schule vorübergehend näher zusammenrücken, sagte Schulleiterin Barbara Brandenberg. So stand bisher einzelnen Lehrpersonen in Teilzeit ein eigenes Klassenzimmer zur Verfügung.

Danach fahren die Bagger auf; die Schulanlagen oberhalb der Teufener Strasse inklusive der unterirdischen Zivilschutzanlage werden zurück gebaut und der Tiefbau bis auf das Niveau Teufener Strasse vorangetrieben. Aus Rücksicht auf den Schulbetrieb werde möglichst immissionsarm gearbeitet, also Bohren statt Rammen und kein Zertrümmern, sondern sorgfältiger Rückbau der alten Bauten.

Starke Immissionen für die Im-Grund-Strasse

Der Bauplatz wird vom Bauinstallationsplatz bei der alten Post aus mit zwei Kranen erschlossen. Die Zufahrt erfolgt im Einbahnverkehr über die Im-Grund-Strasse, was für die Quartierbewohner eine dreieinhalb Jahre dauernde Belastung durch den Schwerverkehr bedeutet (voraussichtlich Sommer 2022 bis Herbst 2025).

Sicherheit hat erste Priorität

Der Schulweg entlang der Baustelle wird für die Kinder von der Teufener Strasse und der östlich davon gelegenen Wohnquartiere durch Abschrankungen gesichert; ein provisorischer Fussweg führt über eine Treppe bergauf von der Im-Grund-Strasse zum Schulhaus Nest 2. Dieser kann auch vom Quartier genutzt werden. 

Sobald der Neubau im Herbst 2025 wie  geplant bezogen werden kann, erfolgt der Rückbau der Schulanlage Nest 2 via Gerhardtstrasse und Solitüdenstrasse. Nach einem Jahr sollen der Rückbau abgeschlossen und die Umgebung fertig gestaltet sein.

Sowohl Projektleiterin Susanne Lüthi wie der Abteilungsleiter Schulen, Florian Sauer, betonten, dass in der ganzen Bauphase die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler oberste Priorität geniesse.  

Ergebnisse der Partizipation Schule Riethüsli PDF

Präsentation an der Infoveranstaltung vom 16.11.2021 PDF

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