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30.04.2020

Die Geschichte der 3 Alleen im Riethüsli

Kulturbeflissene und Naturfreunde sorgten schon früher für die Verschönerung unseres Quartiers.

Die erste Allee in unserem Quartier entstand in den 20er-Jahren an der Hochwachtstrasse. Foto: Fredi Hächler

Fredi Hächler

Im Laufe der Zeit wurden in unserem Quartiere drei Baumalleen gepflanzt. Die Geschichte der ersten Allee wurde zufällig im Jahresbericht 1923 des QV Riethüsli entdeckt, jene der zweiten Allee aus den 1990er-Jahren brauchte einige Recherchen, und das Erstellen der dritten Baumpflanzung, jene an der Teufener Strasse, konnte man in den letzten Wochen sozusagen live miterleben.

Hier sollen die unbekannten Geschichten der ersten zwei Alleen nacherzählt werden, die schon früher unser Quartier grüner und schöner werden liessen.

Bäume statt Bücher – die Allee Hochwachtstrasse

1923 brachten einige Bewohner unseres Quartieres an der HV den Wunsch an, einen Lesezirkel zu gründen. Die Idee war offensichtlich, dass auch die Arbeiter wie in vielen andern städtischen Quartieren zu dieser Zeit in den Genuss einer solchen Einrichtung kommen sollten: Mit der Zirkulation einer Lesemappe und der Errichtung einer kleinen Quartierbibliothek. Das Vorhaben kam aus unbekannten Gründen nicht zustande. Sozusagen als Ersatz und mit dem offenbar schon gesammelten Geld planten die enttäuschten, bildungsbeflissenen Riethüsler eine Allee an der Hochwachtstrasse. Die Hochwachtstrasse war 1912 bis zur Einmündung Fähnerenstrasse erstellt und nach dem Krieg 1919 als Notstandsarbeit bis zur Wilenstrasse durch den Menzlenwald weitergebaut worden.

1923 wurden von der Einmündung Fähnerenstrasse bis zum Menzlenwald auf der rechten Seite zwei Dutzend Spitzahorne von der Gärtnerei Wartmann gepflanzt. Als in den 1970er-Jahren die Häuser an der Hochwachtstrasse bis zur Nummer 30 errichtet wurden, musste die Hälfte der Bäume gefällt werden. Von den verbliebenen 12 stattlichen Spitzahornbäumen (Acer platanoides) mussten in den letzten Jahren 4 gefällt und von der Stadt ersetzt werden. Zwei Ruhebänke laden zum Verweilen ein. Laut städtischem Zonenplan gehören die Bäume zu den geschützten Gehölzgruppen.

Die Allee gehört zum beliebten Naherholungsgebiet des Quartiers. Die Blätter sind im Frühling rot und färben sich bis zum Herbst ins Grüne.

Die Kirschbaum-Allee im Tal der Demut

In voller Blüte – die Allee entlang der Demutstrasse aus den 90er-Jahren.

Alle Jahre wieder kann im Tal der Demut ein spektakuläres Schauspiel im Frühling beobachtet werden: Das Blühen der Kirschbaum-Allee. Nach entsprechenden Recherchen konnten die ‘Urheber’ dieser Pflanzung ermittelt werden. Von 1982 bis 2007 initiierte die Stiftung „zum grünen Zweig“ verschiedene Aktionen mit dem Ziel, unsere Stadt zu verschönern. In den 1990er-Jahren traten sie an die Stadt heran mit dem Wunsch, im Tal der Demut eine nach japanischem Vorbild gestaltete Kirschbaum-Allee zu pflanzen. Dieses Vorhaben löste damals eine Polemik mit dem Naturschutzverein St.Gallen aus. Der NVS wollte statt sterilen, für die Insektenwelt nutzlosen fremden Kirschbäumen einheimische Nuss- oder Obstbäume pflanzen lassen.

Thom Roelly, der damalige Chef des Gartenbau-Amtes (heute Stadt Grün), bewilligte aber die Kirschbaum-Aktion. Gepflanzt wurden rund 50 einheimische Bäume (Prunus avium). Sie gehören zur Sorte der Vogel-Kirschen mit gefüllten Blüten, tragen aber keine Früchte und somit bleibt die Verunreinigung durch herabfallende Früchte auf Trottoir und Strasse aus. Diese Sorte vermehrt sich vegetativ. Allerdings werden viele Kirschbäume in der Schweiz jedes Jahr während einiger Wochen nach der Blüte von einer Pilzkrankheit befallen. Auch unsere Bäume sehen dann für einige Zeit entsprechend erbärmlich aus. Heute obliegt die Pflege der Allee den Fachleuten von Stadt Grün. (Dank an die Informanten Reto Voneschen, Robert Kull, Peter Schläpfer, Martin Zimmermann, Thom Roelly).

Wo einst die Appenzellerbahn hinauf kraxelte

Die Allee auf dem ehemaligen Trassee der Appenzellerbahn – die neue Riethüsler Promande. Foto: EG

Die jüngste im Bunde der Riethüsler Alleen: 23 neue Bäume wurden auf dem ehemaligen Trassee der Appenzeller Bahnen gepflanzt:  acer campestre elsrijk (Feldahorn), acer opalus mill. (Schneeball-Ahorn), alnus x spaethii ’spaeth'(Purpur-Erle), quercus pubescens (Flaum-Eiche), und tilia cordata (Winterlinde).

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